Vorbemerkung:
Ich habe persönlich eine ganz spezielle Beziehung zum ADAC Skiguide bzw. zum ADAC Ski Atlas wie er früher noch hieß. Als Kind war eine Ausgabe aus den 80er Jahren mein Lieblingsbuch, welches ich mir total gerne in der Weihnachtszeit und in Vorfreude auf den alljährlichen Familien Skiurlaub im Januar angeschaut habe. In der Zwischenzeit besaß ich etliche der verschiedenen Jahresausgaben von 1990 – 2013. Entsprechend war ich etwas traurig, als 2013 die letzte „Printfassung“ veröffentlicht wurde und der SkiGuide ab dann nur noch im Internet abrufbar war.
Was mir und sicherlich auch den Machern nicht unbemerkt blieb: Die Preis für die letzten Ausgaben (2012, 2013), egal ob neu oder gebraucht stiegen plötzlich bei Ebay, Amazon und Co. teilweise über 100€ pro Exemplar! Ein klares Zeichen, dass es für die Printfassung einen festen Kundenstamm und Fankreis gibt. Jeder wollte möglichst noch eine der letzten Ausgaben von 2013 ergattern. 2017 entschied man sich also eine Neuauflage herauszubringen und konnte vermutlich mit einer langen Liste an Vorbestellungen rechnen, zu der ich mich natürlich auch gezählt habe.
Der ADAC SkiGuide – Die besten Skigebiete in Europa
Format und Dicke knüpfen an die Vorgängerversionen an. An der Verarbeitungsqualität lässt sich nichts aussetzen. Inhaltlich gliedert sich der Guide nach Ländern und Regionen:
Welche Gebiete sind enthalten?
- Deutschland
- Österreich
- Schweiz
- Italien
- Frankreich
Die Länder sind jeweils noch in Regionen wie zum Beispiel Tirol oder Graubünden unterteilt.
Welche Gebiete sind nicht enthalten?
Hier ist der Begriff „Europa“ vielleicht etwas zu weit gegriffen, denn es gibt keine Skigebiete aus:
- Slowakei
- Polen
- Bulgarien
- Spanien
- Finnland
- Norwegen
- Schweden
- Slowenien
Besonder, dass Slowenien komplett ausgeklammert wurde hat mich gewundert, schließlich liegt das Land in den Alpen und grenzt direkt an Österreich. Da gerade die Skiorte im europäischen Osten aktuell mehr im Kommen sind, ist es auch sehr Schade darüber keine Information zu erhalten.
Mir erschließt sich die Logik der Ortsauswahl kaum. Teilweise werden auf einer Doppelseite Mittelgebirge-Skigebiete wie „Sahnehang am Kahler Asten“ mit gerade mal 800 Meter Piste ausführlich erklärt. Große Gebiete in Slowenien oder Norwegen fallen komplett hinten runter. Ebenfalls wird manchem winzigen Orten mehr Platz eingeräumt als großen Skigebieten in Frankreich, die teilweise sehr zusammengerafft abgehandelt werden oder schlicht fehlen. Umgekehrt werden zusammenhängende Skischaukeln in Einzelteile zerlegt. Das mag in Trois Vallée Sinn machen, ist aber nicht immer verständlich, wenn ich beim Beispiel „Sahnehang“ bleibe. Das Lichtenstein vergessen wurde ist nicht schlimm, aber in alten Ausgaben war das Skigebiet Malbun mit immerhin 23 Pistenkilometern bereits enthalten.
Texte, Kategorien und Daten:
Die Texte zu den einzelnen Skigebieten sind gelungen und informativ. Die Preisinformationen sind aktuell und es wird stets ein guter Überblick über die Liftanzahl und die Verteilung der Lifttypen gegeben. Auch die Pistenkilometer sind übersichtlich in die Schwierigkeitsgrade blau, rot, schwarz eingeteilt und es gibt Informationen zu Skirouten. Eine zweite Inhaltsreduktion ergibt sich bei den Detailinformationen. Interessante Daten, wie „die längste Abfahrt“ eines Skigebietes oder deren Höhenunterschied, die „schwerste Abfahrt“ etc. sind weggefallen und die Bewertung bzw. Kategorisierung der Skigebiete erfolgt nur noch über ein 6-teiliges Punktdiagramm. Allgemeine Informationen zum Wintersport wie die Pistenregeln, Tipps zum Autofahren im Winter usw. gibt es leider nicht mehr.
Layout und Kartenaufbau:
Die größten Enttäuschung sind die Übersichtskarten der Skigebiete. Natürlich arbeitet der ADAC mit den Karten, die er von den Destinationen erhält und stellt keine eigene Kartographie bereit. Die Karten wurden aber lieblos und ohne Randbearbeitung in das immer gleiche Layout-Fenster „gestopft“ und so wird bei etlichen Karten der Inhalt angeschnitten und teilweise sind ganze Logos oder Ortsnamen abgeschnitten. Je nachdem wie der Maßstab ist, lässt sich auch nur noch sehr schwer etwas auf den Karten erkennen. Dieses kartographische Problem wurde in alten Ausgaben besser gelöst und wirkt hier schlicht unprofessionell.
Hier sieht man klar die Nachteile vom sogenannten „Web to Print“ Verfahren. Ein immer gleiches Seitenlayout wird mit Daten aus einer bestehenden Datenbank gefüttert und aus Kostengründen wird die individuelle Bearbeitung der einzelnen Seiten durch ein eher starres, automatisches Verfahren ersetzt. Dadurch lassen sich zwar schnell und günstig Neuauflagen realisieren, aber im Detail wird das Ergebnis auch nur mittelmäßig, da spezielle Informationen weggelassen werden. Der Preis von 24,99€ erscheint mit da ein wenig hoch.
Fazit:
Für einen ersten Überblick eignet sich der Guide gut und über die QR-Codes ist eine direkte Verknüpfung auf die Weblösung möglich. Leider kommt das Buch nicht an seine Vorgänger ran, da einige Informationen gestrichen wurden und der Spagat zwischen Nutzung der Internetdatenbank und einem gelungenen Printlayout nur mit Abstrichen gelingt. Die Textinhalte sind in Ordnung, die Kartographie mutet dem Leser allerdings einiges zu.
Einerseits werden die „Gelegenheitsleser“ dieses Buch nicht unbedingt brauchen, da man dann lieber direkt im Internet recherchieren kann und auf der anderen Seite werden die traditionellen „Buch-Fans“ eher enttäuscht, da die Qualität der Vorgänger nicht erreicht wird. Hier zeigt sich ein aktuelles Verlagsdilemma: Einerseits möchte man an den Erfolg alter Exemplare anknüpfen, andererseits wird aus Kostengründen im Detail gespart und die Qualität leidet.
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